Karte des Alster-Beste-Kanals aus dem Jahre 1528

Carsten Schütz

In den Jahren 1525 bis 1529 bauten die Städte Hamburg und Lübeck mit Einverständnis König Friedrichs I. von Dänemark den Alster-Beste-Kanal, der über die Trave eine direkte Verbindung zwischen den beiden Hansestädten herstellte. Gleich zu Baubeginn erhob Herzog Magnus I. von Sachsen Lauenburg gegen Hamburg und Lübeck - gegen König Friedrich I. traute er sich aus guten Gründen nicht - Klage bei dem Reichskammergericht in Speyer, da er sich in seinen Rechten an der Elbe, insbesondere den Einnahmen aus der Elbschiffahrt und den Zöllen auf dem Stecknitzkanal beeinträchtigt fühlte. In seinen Gegenvorstellungen betonte Hamburg, dass der neue Kanal weder die herzoglichen Gerechtsame an der Elbe schmälerte, noch überhaupt lauenburgisches Gebiet berührte. Es stellte dem Gericht anheim, die Richtigkeit seiner Aufgaben durch rechtsüblichen Augenschein überprüfen zu lassen und beantragte schließlich die Einsetzung einer Gerichtskommission. Noch bevor diese tätig werden konnten, reichte Hamburg am 21. Oktober 1528 in doppelter Ausfertigung eine Karte über das strittige Objekt ein. Diese ostgerichtete Karte ist erhalten und bildet die älteste handgezeichnete Karte aus Schleswig-Holstein.

Nach der Art mittelalterlicher Karten in Rundformat gehalten, stellt sie den Verlauf des Alster-Beste-Kanals und seine nähere Umgebung dar. Sie dient ganz der Erläuterung des Hamburger Rechtsstandpunktes und ist in ihrer Anlage auf seine Absicherung ausgerichtet.

Lauenburgisches und holsteinisches Territorium sind durch unterschiedliche Farbgebung deutlich voneinander abgegrenzt, der Kanal selbst liegt weit von der lauenburgischen Grenze entfernt auf holsteinischem Gebiet. Allerdings berücksichtigt die Karte nicht, dass die Lauenburger Herzöge seit dem Jahre 1475 Besitzer des Gutes Tremsbüttel waren, das mit einigen Dörfern direkt an den Kanal grenzte. Für dieses Gut gestand der holsteinische Nachbar lediglich die Grundherrschaft, nicht aber die von Lauenburger Seite beanspruchte Landeshoheit zu.

Für den gedachten Zweck reichte diese etwas lässige, aus der Vogelschau gezeichnete Karte völlig aus. Die beigegebenen topographischen Einzelheiten haben Signaturcharakter. Die Städtebilder von Hamburg und Lübeck sind ihrer Größe nach unterschieden und abgesetzt von Ratzeburg, Mölln und Lauenburg sowie Trittau, Oldesloe und Sülfeld, geben aber mit ihren stereotypen Motiven keine besonderen Anhaltspunkte. Bemerkenswert sind die Brücken bei Sülfeld und Mölln, die Hinweise auf Stecknitz- und Elbschiffart und die Hervorhebung des burgbekrönten Segeberger Kalkberges sowie die Süllberger Höhen an der Elbe. Neumünster dient mehr der Richtungsangabe ebenso die außerhalb des Kartenbildes angebrachte Bezeichnung Dänemark, die für Norden stehen könnte.

Quelle: Die Anfänge der Kartographie und Topographie in Schleswig-Holstein 1475 - 1652

Abbildung: ostgerichtet, farbige Zeichnung, 28,4cm Durchmesser des Rundbildes, Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv